Ich liebe einfach diesen Wintersport, wenn er in der ARD, im ZDF oder manchmal auch auf Eurosport läuft. Warum? Man kann einfach den Fernseher einschalten und sich berieseln lassen von den ständig laufenden Wettbewerben, beginnend schon oft am frühen Morgen, wenn der Kaffee noch durchläuft melden sich die ersten dickverpackten Reporter aus dem schneebedeckten Bergen. Manchmal muss man auch um das eine oder andere Ereignis zittern, wenn nämlich die Umgebung nicht ganz so weiß wie erhofft ist, sondern sich regenbedingt der Schirm in den Mittelpunkt drängt. Dann ist Gefahr angesagt, denn die ruhige Planung ist erst einmal durcheinander und es drohen viele Interviews und Expertenmeinungen.

Aber zum Glück kann in den meisten Fällen schnell schon zur nächsten Station umgeschaltet werden, wenn sich waghalsige Skifahrer einen Hang herunter trauen oder Läufer in Ganzkörperkondomen auf Kufen ihrer Kreisel ziehen auf der großen Eisbahn. Spektakulärer sind natürlich die Abfahrten im Super-G oder mit einem hohen Unterhaltungswert ist auch der Biathlon bestückt. Man kann vom Frühstückstisch aus am Wochenende jubeln oder seinem Ärger Luft verschaffen, doch oft wird man schon per Schalte gar nicht lange mehr mit dem eben gesehenen konfrontiert. So verläuft ein Sonntag immer in kleinen Häppchen, die einen zwar bei erregter Stimme zum Fernseher blicken lassen, aber durchaus auch Raum geben für andere Tätigkeiten innerhalb der Wohnung. Trotzdem muss ich mir auch eingestehen, dass ich den Wintersport im Fernsehen deutlich attraktiver finde als zum Beispiel den durch viel Werbung unterbrochenen Fußball-Stammtisch auf SPORT1 und ihre Phrasenschwein-füttertenden Gäste, die viel sprechen, aber nichts sagen. Da sind mir die Einzelleistungen der Skifahrer, Springer, Bobfahrer oder Biathleten deutlich lieber und nicht selten gibt es hier auch immer wieder etwas zum Feiern.

Biathlon ist sowieso in seiner Dramatik etwas ganz spezielles und nicht ohne Grund steht dieser Sport im Mittelpunkt, vereint unter Umständen Familie oder die kommentierende Gemeinde in den sozialen Netzwerken. Denn hier wird es oft spektakulär, mit ständigen Führungswechseln oder persönlichen Schicksalen, wenn die Scheiben nicht so getroffen werden wie erhofft. Längst geht es über die normale Berichterstattung hinaus und es wird analysiert, der Zuschauer wird sehr nah an die Sportler medial herangeführt, Reporter berichten direkt von der Strecke oder führen kurz nach Beendigung eines Wettbewerbs schon Interviews mit den Sportlern, bringen so die Stimmung schnell und prägnant in die Wohnzimmer. Dazwischen haben genau diese Empfänger auch mal Gelegenheit, durchzuatmen mit den kurzen Zusammenfassungen aus dem Studio oder den Nachrichten bei ARD und ZDF. Man kann also vormittags den Fernseher einschalten und kann sich darauf verlassen, dass es bis zum späten Nachmittag permanente Abwechslung gibt, kurioses oder Spannendes in kleinen Dosierungen oder zu bestimmten Höhepunkten der Saison.

Hoffentlich bleibt einem diese Form der Übertragung noch länger erhalten, die Einschaltquoten bei den öffentlich-rechtlichen Sendern scheinen auf jeden Fall zu stimmen und die Hauptsender möchten scheinbar auch keinen eigenen Sportsender und bitten anders interessierte höflich, aber bestimmt zu anderen Mitbewerbern. Wenn also das Wetter mitspielt, die eigene Nation entsprechend sportliche Erfolge feiert und man sich unabhängig davon auch gut unterhalten fühlt, gibt es wenig bis keine Gründe von diesem Konzept abzugehen. Mir graut schon bei dem Gedanken, dass sich irgendein Privatsender wieder irgendwelche Rechte unter den Nagel reißt und wir zwischen den Werbeblöcken nur noch den Sport als Randerscheinung wahrnehmen dürfen. Mögen also die Winterspiele noch lange in dieser Form so weitergehen und sei es den Sendern gegönnt, diese Nische, die längst keine mehr ist, weiter zu besetzen – so wird wenigstens das teilweise unterirdische Programm der Privaten unbedeutend und man muss sich nicht über ständige Wiederholungen mit permanenten Unterbrechungen wegen TV-Spots ärgern.

Von spaspo

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